Eine ganze Woche ist mein Freund jetzt weg. Ich denke dann immer, ich habe dann ganz viel Zeit (was nicht stimmt) und nehme mir vor, diese viele Zeit zu großen Teilen mit Lesen zu füllen (was ich nicht mache). Ich nehme mir das Lesen sogar so sehr vor, dass ich es auf meine To Do Liste „Während mein Freund in Griechenland ist“ geschrieben habe. Punkt 5: Hexenbuch lesen. Ein Buch, was seit Monaten auf dem Boden (!) neben meinem Bett liegt und darauf wartet, weg-geschmökert zu werden.
Gerade, als ich mir einen Pfefferminztee brühte, sah ich das Buch über The magic of Mushrooms, welches schon ewig unberührt auf einem Kochbuchhalter steht, als sollte sein pinker Einband nur für etwas Farbe in meiner Küchenzeile sorgen. Fungi in Folklore, Superstition and Traditional Medicine – wenn das nicht interessant klingt!
Auf meinem Schreibtisch stapeln sich Bücher, die ich dort mal als Inspiration für mein nächstes Buch drapiert habe, teils gelesen, teils ungelesen, wie Das Leben und das Schreiben von Stephen King oder It Din’t Start With You, ein Buch über familiäres Trauma.
Gleich hinter meiner Pfefferminzteetasse auf meinem Couchtisch ist ebenfalls ein ganzer Stapel diverser Lektüre. Obendrauf zwei Bücher, die ich mir letzte Woche gekauft habe, weil ich mal wieder Lust auf einen Roman hatte. Palo Santo und Die Tänzerin. Darunter eines meiner Lieblingsbücher, Der Alchimist (jaja, basic) und darunter Useless Magic von Florence Welch (der Sängerin von Florence and the Machine), mit Zeichnungen und Texten von ihr, ganz toll. Tja und darunter Eastern Body, Western Mind, ein dicker Schinken (warum nennt man dicke Bücher eigentlich so?) über die sieben Chakren.
Wenn ich jetzt alle Bücher, die sich ungelesen irgendwo in meiner Wohnung befinden, aufzählen müsste, dann hättet ihr ein ziemlich gutes Bild von dem Menschen, der ich bin, sein wollte oder auch nicht bin. Viele dieser Bücher zeugen von einer Persönlichkeit, die ich letztes Jahr war, einer Person, die sich mit Heilen beschäftigt hat und noch mehr darüber lernen wollte, bevor das Leben dazwischenkam. Die Person, die ich heute bin, flüchtet sich lieber in Geschichten anderer, wenn sie sich denn Zeit für ein Buch nehmen kann. Die allermeisten Abende ist sie zu fertig, um die Seiten aufzuschlagen, schaut lieber zum zweiten Mal dieses Jahr die gleiche Serie und hatte gerade, als sie eigentlich lesen wollte (zumindest die Zeitung), die Idee für diesen Text.
Bücher sind ein gutes Beispiel dafür, dass Mehr nicht gleich mehr ist. Mit jedem Buch erhoffe ich mir, etwas zu werden, oder zumindest spendet mir das Erstmal-haben kurz Trost. Doch auch in nur einem Buch kann so viel Weisheit stecken, dass man es immer wieder lesen könnte. Jetzt von Eckhart Tolle. MANIFEST von Roxie Nafousi. Der Alchimist von Paulo Coelho. Nicht umsonst liegen diese drei hier alle ganz prominent, sind nicht im Bücherregal im Schlafzimmer, bei den anderen. Um mich immer wieder daran zu erinnern, was ich eigentlich schon weiß, was ich eigentlich schon wusste, was ich nur aus den Augen verloren habe.
Vielleicht nehme ich mir als nächstes genau diese drei Bücher wieder zur Hand. Selten ging es mir besser als zu der Zeit, als ich diese drei las. Sie eröffneten mir neue Welten. Aber auch sie lagen alle lange herum, bevor ich sie in die Hand nahm. Ich glaube, dass der richtige Moment für ein Buch einen findet. Bis dahin verschönern ihre Cover meine Wohnung.
Welches Buch wartet auf den richtigen Moment, von Dir gelesen zu werden? Schreib‘ es mir.
Text von Sonntag, 18. Mai 2025.
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